DAS KLOSTER 1245–1848

Ein Ort der Stille – eine Einführung

In der rund 600-jährigen Geschichte des Klosters, die vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert reicht, ist an diesem Ort viel geschehen. Aus dieser spannenden Geschichte soll erzählt und aus dem Alltag der Bewohnerinnen berichtet werden. Der Rundgang orientiert sich in erster Linie an erhaltenen und nachgebildeten Orten, die sich nicht immer chronologisch aneinanderreihen, und er legt entsprechende Themenschwerpunkte.

Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Rathausen ist heute noch erkennbar. Das alte Klostergebäude mit dem Kreuzgang, der Sakristei, der Kirche und der Klostermauer weist auf die ursprüngliche Funktion dieses Ortes hin. An die Klosterzeit erinnern auch drei im Kreuzgang nachgebildete Glasgemälde und ein nachempfundener Klostergarten. Räume der Stille laden im ehemaligen Klostergebäude und auf dem Areal zur Meditation ein.

Kloster

Das Kloster Rathausen 1754. Stich des Zeichners Johann Ulrich Schellenberg und des Kupferstechers und Verlegers David Herrliberger. Archiv SSBL (Kopie). Druckausgabe: David Herrliberger, Neue und vollständige Topographie der Eydgenossenschaft, 1. Teil, Zürich 1754, S. 238.
 

Die Geschichte des Klosters Rathausen im Überblick

Das Kloster Rathausen entsteht: Das Zisterzienserinnenkloster Rathausen ist aus einer Schwesterngemeinschaft hervorgegangen, die in Horw ein kleines, geschenktes Gut besass. 1245 siedelte sie ins Riedholz über, wo sie von Peter Schnyder, einem Bürger von Luzern, zur «Sühne seiner Sünden» Land geschenkt erhielt. Schnyder übertrug seine Stiftung sogleich dem Zisterzienserkloster Kappel (Kanton Zürich), unter deren Leitung die Gemeinschaft damit stand. 1251 gab der Bischof von Konstanz den Schwestern die Erlaubnis, eine Kapelle und die nötigen Werkhäuser zu bauen sowie einen Friedhof anzulegen. Der Bischof nannte den Ort «domus consilii», auf Deutsch übersetzt «Haus vom guten Rat» (Rathausen). 1259 konnte er das Kloster und die Kirche weihen.

Aufnahme in den Zisterzienserorden: 1261 wurde die Gemeinschaft in den Zisterzienserorden aufgenommen. Damit unterstand Rathausen einem Vaterabt, der die Aufsicht über die geistlichen und weltlichen Belange des Klosters ausübte.

Klosterreform: 1588-1592 wurde das Kloster im Sinne der tridentinischen Reform umgebaut und eine strenge Klausur mit einer vollständig umgrenzenden Klostermauer eingerichtet. Einige Jahre nach der Klosterreform setzte ein Streit darüber ein, wer das Amt des Beichtvaters wahrnehmen und die Visitationsrechte ausüben durfte. Es kam zu vielen Wechseln der Beichtväter und der Visitatoren. Im Verlauf des rund 100 Jahre dauernden Streits wurde das Kloster Rathausen im Jahr 1649 durch den Papst aus dem Zisterzienserorden herausgelöst und direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt.

Aufhebung des Klosters: Als Folge des Sonderbundskrieges wurde das Kloster Rathausen 1848 vom Grossen Rat des Kantons Luzern aufgehoben. Die Schwestern mussten das Klostergebäude verlassen. Nach mehreren Zwischenstationen liessen sie sich 1902 in Thyrnau (Bayern) nieder. Dort existiert das Kloster als Zisterzienserinnenabtei Rathausen-Thyrnau bis heute weiter. 1955 wurde es wieder voll in den Zisterzienserorden inkorporiert (aufgenommen).

 

Das Kloster Rathausen 1651

Kloster

Federzeichnung in Tusche, laviert, Maler unbekannt. Archiv des Klosters Thyrnau.

 

Legende (Die Federzeichnung ist mit dieser Legende versehen)

A Kirche

B Kirchturm

C Abtei

D Gang aus der Abtei in die Kirche und ins Dormitorium (Schlafraum)

E Kreuzgang

F Kreuzgarten

G Gewandkammer

H Refektorium

J Keller

K Zellen

L Krankenstube und Kammer

M Küche

N Konventstube

O Locutorium (Sprechzimmer)

P Kapitelhaus

Q Kirchhof

R Beinhaus

S Unsere Lieben Frauen Kapelle

T Hühnerstall

U/V Holzhaus

W Pforte, die äussere

X Redhaus

Y Windengang

Z Klostertür

Z Bäckerei

1 Oberer Brunnen

2 Fischbrunnen

3 Waschhaus

4 Klosterbach

5 Vorderer Garten

6 Anderer Garten

7 Ringmauer

8 Amtmannshaus

9 Kaplanshaus

10 Speicher

11 Pferdestall

12 Reussfluss

13 Klostermühle

14 Pfarrei zu Emmen

15 Klosterwald

16 Weg nach Luzern