Zwischennutzungen 1849 – 1880

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Das Lehrerseminar 1849–1867

Audio: «Die Wohnung besteht in einem einzigen, sehr feuchten Zimmer».
Zwei Lehrer beschweren sich in zahlreichen Briefen über ihre Wohnverhältnisse im Lehrerseminar.*

Nach der Klosteraufhebung sollten die leeren Räume möglichst rasch wieder genutzt werden und es wurde entschieden, das Lehrerseminar hierhin zu verlegen. Die ländlich gelegene Anlage schien zunächst ein geeigneter Ort zu sein.

Das baufällige Klostergebäude stellte sich jedoch bald als unzweckmässig, dunkel und feucht heraus. Es fehlten geeignete Lehrerwohnungen, Schlaf- und Schulräume. So bewohnten die «Zöglinge» und die meisten Lehrer die ehemaligen engen, dunklen und feuchten Zellen der Klosterfrauen, was für einigen Unmut sorgte.

Insbesondere die verbreitete Feuchtigkeit erwies sich als Problem. In den ehemaligen Zellen der Schwestern kam es gar zu einer Ungezieferplage. Hinzu kam die Dunkelheit der meisten Räume, der man mit Öllampen beikommen wollte. Diese bewirkten jedoch, dass die Räume rasch von Russ geschwärzt waren.

Leben im Internat

Die angehenden Lehrer, die in Rathausen eine dreijährige Ausbildung erhielten, mussten mindestens sechzehn Jahre alt sein. Lehramtskandidaten stammten damals mehrheitlich aus tieferen sozialen Schichten. Das Volksschulwesen und mit ihm die Lehrerausbildung wurden sukzessive ausgebaut und gewannen in Gesellschaft und Politik allmählich an Stellenwert.

Das Lehrerseminar Rathausen war als Internat mit streng geregeltem Tagesablauf organisiert. Die angehenden Lehrer, die dereinst die Jugend bilden und ihr als Vorbild dienen sollten, wollte man an Ordnung, Reinlichkeit, Genügsamkeit, Fleiss und gute Sitten gewöhnen. Auch Anstandslehre wurde vermittelt.

Die Schliessung des Lehrerseminars

Nach etwas mehr als 15 Jahren wurde das Lehrerseminar 1867 nach Hitzkirch verlegt. Verschiedene Ideen, was mit der Klosteranlage geschehen sollte, wurden diskutiert, aber nicht umgesetzt. Die Anlage stand in der Folge lange leer und wurde vom Staat nur als kurzfristige Notlösung genutzt: zur Unterbringung der Bourbaki-Armee und als Pockenspital.

Franz Dula

Der Direktor des Lehrerseminars Rathausen, der Pädagoge und liberale Politiker Franz Dula (1814-1892), setzte sich für die Förderung der Volksschul-, Frauen- und Berufsbildung ein. Auch eine bessere Ausbildung und ein höheres Ansehen der Lehrenden sowie höhere Lehrerlöhne waren ihm ein Anliegen. Als starke Lehrerpersönlichkeit wie auch als Regierungsrat und Präsident des Erziehungsrates wirkte er prägend auf das Schulwesen im Kanton. 1848 entstand unter ihm ein neues Erziehungsgesetz. Das Dula-Schulhaus in Luzern erinnert an seine Verdienste. ZHB Luzern Sondersammlung, PR.Dula.F_p.
 
«Durch das Reglement war auch das Rauchen verboten; aber geraucht wurde doch. Bei der Ausschreitungslust von 60–70 Seminaristen braucht nur etwas verboten zu werden, um sicher zu sein, dass es gemacht wird.»
Erinnerung eines ehemaligen Lehramtskandidaten. Josef Herzog, Rathausen – Kloster und Seminar, 1917, S. 11.
 
«Auf das Zeichen zum Schlafengehen begeben sich die Zöglinge ruhig in ihre Gemächer und stellen, nachdem sie sich entkleidet, die gelöschten Lichter vor die Thüre.»
Aus der Hausordnung des Lehrerseminars Rathausen 1849. StALU, AKT 34/265 A.1.


*Aus: Auszug aus dem Bittgesuch der Herren Seminarlehrer in Rathhausen, den 1. August 1864. StALU, AKT 34/271 D.6; Aus: Bericht und Antrag betreffend Verlegung des Lehrerseminars. Der Regierungsrat des Kantons Luzern an den h. Grossen Rat desselben, 27.3.1865, S. 7. StALU, AKT 38/54 A.8.