Nach der Klosteraufhebung sollten die leeren Räume möglichst rasch wieder genutzt werden und es wurde entschieden, das Lehrerseminar hierhin zu verlegen. Die ländlich gelegene Anlage schien zunächst ein geeigneter Ort zu sein.
Das baufällige Klostergebäude stellte sich jedoch bald als unzweckmässig, dunkel und feucht heraus. Es fehlten geeignete Lehrerwohnungen, Schlaf- und Schulräume. So bewohnten die «Zöglinge» und die meisten Lehrer die ehemaligen engen, dunklen und feuchten Zellen der Klosterfrauen, was für einigen Unmut sorgte.
Insbesondere die verbreitete Feuchtigkeit erwies sich als Problem. In den ehemaligen Zellen der Schwestern kam es gar zu einer Ungezieferplage. Hinzu kam die Dunkelheit der meisten Räume, der man mit Öllampen beikommen wollte. Diese bewirkten jedoch, dass die Räume rasch von Russ geschwärzt waren.
Leben im Internat
Die angehenden Lehrer, die in Rathausen eine dreijährige Ausbildung erhielten, mussten mindestens sechzehn Jahre alt sein. Lehramtskandidaten stammten damals mehrheitlich aus tieferen sozialen Schichten. Das Volksschulwesen und mit ihm die Lehrerausbildung wurden sukzessive ausgebaut und gewannen in Gesellschaft und Politik allmählich an Stellenwert.
Das Lehrerseminar Rathausen war als Internat mit streng geregeltem Tagesablauf organisiert. Die angehenden Lehrer, die dereinst die Jugend bilden und ihr als Vorbild dienen sollten, wollte man an Ordnung, Reinlichkeit, Genügsamkeit, Fleiss und gute Sitten gewöhnen. Auch Anstandslehre wurde vermittelt.
Die Schliessung des Lehrerseminars
Nach etwas mehr als 15 Jahren wurde das Lehrerseminar 1867 nach Hitzkirch verlegt. Verschiedene Ideen, was mit der Klosteranlage geschehen sollte, wurden diskutiert, aber nicht umgesetzt. Die Anlage stand in der Folge lange leer und wurde vom Staat nur als kurzfristige Notlösung genutzt: zur Unterbringung der Bourbaki-Armee und als Pockenspital.