Das Kloster 1245–1848

5

Im Klostergarten

Audio: «Mit Ranken von Weinreben bedeckt».
Ein Freskenfund im ehemaligen Zimmer der Äbtissin, 1881.*

Dem Garten mit seinen duftenden Kräutern, verschiedenen Gemüsesorten, Früchten und bunten Blumen kam eine wichtige Bedeutung im Klosteralltag zu.

Der Gemüsegarten und die vielen Obstbäume dienten der Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln, Kräuter gelangten als Würzmittel in die Klosterküche. Aus den Heilpflanzen des Kräutergartens wurden Medizin und Pflegeprodukte hergestellt. Neben der medizinischen Wirkung einer Pflanze galten deren Duft und deren Farbe und Schönheit im Mittelalter als unterstützende Eigenschaften im Genesungsprozess. Der Garten war zudem ein Ort der Stille. Arbeit diente auch der Kontemplation.

Der Garten Eden

Der mittelalterliche Klostergarten war mit christlicher Symbolik angereichert, die sich etwa in den angepflanzten Kräutern, Bäumen, Früchten und Blumen ausdrückte. Er verwies auf die Schöpfung Gottes und den Garten Eden, das Paradies. Seine Schönheit und seine Ruhe, seine üppige Pflanzen- und friedliche Tierwelt machten den Garten Eden zu einer idealen Stätte des Glücks und des Friedens. Auf religiösen Darstellungen sass die Jungfrau Maria oft im paradiesisch anmutenden «hortus conclusus» («verschlossenen Garten»), umgeben von Blumen wie der Rose, der Iris und der weissen Madonnenlilie. Diese in symbolischer Beziehung zur Jungfrau Maria stehenden Blumen fanden sich in vielen Klostergärten wieder.

kloster

Auf diesem Altarbehang (Antependium) aus dem Kloster Rathausen sind Maria und Josef mit dem Jesuskind im Paradiesgarten dargestellt. Wollwirkerei, 1600. Schweizerisches Nationalmuseum, IN-43.
 

kloster

Dieser unsignierte Plan aus dem 19. Jahrhundert zeigt die Gärten von Rathausen innerhalb der Klostermauer. StALU, PL 3465.


*Aus: J. Rudolf Rahn, Die Glasgemälde im Kreuzgange des Klosters Rathhausen, in: Der Geschichtsfreund 37, 1882, S. 193–267, hier S. 195 f.; Aus: J.L. Brandstetter, Die Funde im Kloster Rathausen 1883, in: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde, Neue Folge 12, 1910 (Zürich 1911), S. 139–141 (Beobachtungen von J. Rudolf Rahn über die Freskenfunde in Rathausen, die erst nach seinem Tod publiziert wurden).