Die Geschichte der Heime und Einrichtungen ist von gesellschaftlichen, ökonomischen und ethischen Rahmenbedingungen und Werten geprägt.
In den letzten 60 Jahren wurden viele Einrichtungen für Menschen mit Behinderung geschaffen, denn es besteht ein grundsätzlicher Konsens, dass sich Staat und Gesellschaft engagieren.
„Contract social“
Es wird aber zunehmend infrage gestellt, ob dieser «contrat social» auch in Zukunft Bestand hat. Die Ökonomisierung vieler Lebensbereiche und der Druck auf die öffentlichen Finanzen können dazu führen, dass existenzielle ethische Wertvorstellungen infrage gestellt werden. Seitens der pränatalen Diagnostik droht die Gefahr, dass behinderten Menschen und ihren Angehörigen Nachteile erwachsen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass gesellschaftlich und rechtlich Druck auf werdende Eltern ausgeübt wird und dass sie direkt oder indirekt zu Abtreibungen gedrängt werden. Versicherungstechnische Nachteile sind bereits heute Realität, indem Menschen mit Behinderungen keinen Anspruch auf Privatversicherungsschutz haben.
Betreuungsformen
Die gesellschaftliche Entwicklung zu mehr Pluralität und Diversität erfordert auch ein neues Denken in der Betreuung von Menschen. Die Form der stationären Betreuung ist zunehmend zu hinterfragen, wenngleich es Situationen gibt, in denen ein stationäres Leben die beste Lösung ist und auch dem Willen der Betroffenen entspricht.
Ausblick
Es sollte möglich werden, dass neue, offenere und gemischtere Wohn- und Lebensformen geschaffen werden. Das erfordert von der Gesellschaft, dem Staat und der Wirtschaft eine entsprechende Finanzierung und einen Grundkonsens, unternehmerischen Geist zur Entwicklung innovativer Modelle und den Willen zu deren Umsetzung.
Die Stiftung für Schwerbehinderte ist sich bewusst, dass die heutigen Lösungen eine Antwort auf die hier und jetzt bestehenden Herausforderungen darstellen und dass es in Zukunft durchaus Alternativen geben kann. Dafür steht sie mit ihrem Potenzial zur Verfügung.