Die dicken und hohen Klostermauern umschlossen bis in die 1950er-Jahre das abgelegene Kinderheim. Das Eingangstor und die Türen im Heim waren verschlossen. Wer weg wollte, musste eine Fluchtmöglichkeit finden.
An manchen Orten, so berichten ehemalige Heimkinder, standen Bäume ganz nahe der Mauer. Sie wurden von manchen Kindern als Fluchthelfer benutzt. Auch andere Möglichkeiten boten sich an. So kam es immer wieder zu Fluchtversuchen. Manchmal floh eine ganze Gruppe. Meistens wurden die Entlaufenen erwischt und ins Heim zurückgebracht. Das Einsperren in den Karzer (Arrestlokal) und das Scheren der Haare waren dann verbreitete Strafen.
Unterschiedliche Verhaltensweisen
Während die einen Heimkinder aus dem Heim flohen, fügten sich andere ein, machten sich beim Personal beliebt oder fanden in einer Erzieherin eine Bezugsperson, an die sie sich halten konnten. Andere zogen sich zurück oder verhielten sich möglichst unauffällig. Die einen schufen sich Freiräume, spielten gar Streiche. Andere verweigerten sich, wurden aufmüpfig, verspotteten das Personal, wehrten sich mit Worten oder wurden handgreiflich.
Freundschaften und Solidarität
Manchmal wurden zwischen Kindern auch Freundschaften geschlossen und es entstand ein Zusammenhalt, soweit dies der Anstaltsbetrieb zuliess. Andere erlebten kaum Solidarität unter den Heimkindern. Manche Kinder wurden ausgeschlossen und gehänselt. Teilweise kam es zu Tätlichkeiten und sexuellen Übergriffen unter den Kindern und Jugendlichen selber.